Mitteilung 02.10.2017

Testpilot PC-12 NG

Das Logbuch von Antti Rautio liest sich wie ein Traum, doch seine Flüge waren alle real. Er begann als Fallschirmspringer, meldete sich bei der Finnischen Luftwaffe (FINAF) und endete dort im Cockpit der Hornet. Die neuste Herausforderung heisst PC-12 NG, welche Antti als Testpilot fliegt. Pilatus Flugzeugwerke AG

Antti, hast du bereits als Kind von der Fliegerei geträumt? 
Als ich zehn war, träumte ich davon, Astronaut zu werden – offensichtlich war das für mich unerreichbar.

Welche Gründe führten dich zu einer Flugkarriere?
Ich war fasziniert, dass Fliegen mit manövrierbaren Flugzeugen einem das Gefühl von Freiheit auf dreidimensionale Weise geben kann. Weiter interessierten mich auch Kampfflugzeuge und deren Möglichkeiten, sich auf eine etwas andere und spezielle Art zu bewegen.

Wie und wann hast du deine Karriere in der Luftfahrt gestartet?
Als ich 18 war, startete ich mit Fallschirmspringen. Ich merkte bald, dass es viele interessante Möglichkeiten gibt, mich im Bereich der Fliegerei auszubilden. Ich habe Rettungsausrüstungen zweckentfremdet und brachte mir selbst bei, wie man Reservefallschirme packt und die Fallschirme richtig auslegt. Ich betreute die Trainings-Fallschirme in der Absprungzone und erhielt dafür einige Male einen Sprung offeriert. Während ich Fallschirmfliegen lernte, war ich an der High School und bewarb mich als freiwilliger Rekrut für die Finnische Luftwaffe, wo ich schlussendlich im Pilotentraining landete. Ich schloss das Basistraining mit Ehrenmeldung ab.

Ich gehe davon aus, dass du deine Träume anschliessend weiterverfolgt hast?
Ja, nachdem ich diesen ersten Meilenstein erreicht hatte, startete ich meine Luftwaffen-Pilotenkarriere 1993 in der Militärakademie, schloss diese 1997 als Flugoffizier ab und wurde als F/A-18 Hornet Pilot zertifiziert. Grundsätzlich gar nicht mal so schlecht, aber natürlich nicht ganz so gut wie ein Astronaut. Die Karriere als Kampfpilot und als Fluglehrer dauerte bis 2003. Anschliessend bewarb ich mich für den FINAF-Testpilotenkurs – und wurde aus einer Gruppe von zehn Personen ausgewählt. 2004 wurde ich als Testpilot dem Flugtest-Center zugeteilt. Seither bin ich viele verschiedene Flugzeuge geflogen und war in viele interessante Projekte involviert. Mit der Hornet fliege ich bereits seit 16 Jahren und mit verschiedenen BAe Hawks sogar schon seit über 22 Jahren. Als Entwicklungs- und Testpilot bin ich somit meinem Kindheitstraum am nächsten gekommen.

Gibt es noch etwas anderes in deinem Leben ausser Fliegen? Was machst du in deiner Freizeit?
Ich liebe jegliche Art von Sport und habe schon alles Mögliche ausprobiert. Meine schnellste Marathonzeit zum Beispiel war 3 Stunden, 22 Minuten und 18 Sekunden. Ich war acht Jahre lang Fitnessinstruktor. Momentan pausiere ich als Instruktor und konzentriere mich auf Wettkämpfe im CrossFit. Natürlich spielt auch meine Familie eine wichtige Rolle in meinem Leben.

Kommen wir wieder zurück zu den Flugzeugen und Pilatus im Speziellen: Erzähl mir über deine Erlebnisse. In welchem Flugzeugtypen hast du deinen ersten Flug absolviert?
In einem finnischen Basis-Trainingsflugzeug, der altehrwürdigen L-70 Vinka von Valmet.

Und was war das speziellste Flugzeug, in welchem du geflogen bist?
Das war die Fouga CM.170 Magister, ein ehemaliger FINAF-Jettrainer. Wir hatten die Chance, diesen während des Testpilotenkurses zu fliegen. Es fühlte sich an wie ein Segelflugzeug mit zwei Jettriebwerken, das man mit ruhiger Hand fliegen musste.

Heute fliegst du auch den Pilatus PC-12 NG. So bist du also zu einem Pilatus Piloten geworden?
Die FINAF entschied sich vor acht Jahren, für ihre Transport- und Verbindungsflüge sechs neue PC-12 NG zu kaufen. Zum Abschluss der Produktion wurden drei FINAF-Piloten nach Stans beordert, um die erforderlichen Typenzertifizierungstrainings zu absolvieren. Einer der drei war ich und unsere Aufgabe war ein sorgfältiges Abnahmeprogramm durchzuführen und die Qualität der neuen Flugzeuge zu prüfen. Für Pilatus war dies eine grossartige Möglichkeit, ihre Flugzeuge in Bezug auf professionelle Militärflugstandards zu bewerten. Seither pflegen wir einen engen Kontakt mit Pilatus, welche uns mit einem exzellenten Service und engagiertem Kundendienst unterstützt.

Wie viele Flugstunden hast du mit dem PC-12 NG bereits absolviert?
Bis jetzt habe ich rund 300 Flugstunden absolviert. Aufgrund vieler Projekte, die momentan laufen, sind es durchschnittlich nur rund 50 Stunden pro Jahr.

Welche Aspekte machen den PC-12 NG zu einem einzigartigen Flugzeug für Piloten?
Ich mag die Art, wie Pilatus die Schweizer Mentalität und Ideale demonstriert und ein solches Flugzeug produziert. Die Sicherheit und die einfachen Flugeigenschaften, kombiniert mit hochmodernen Flugmanagementsystemen und die sehr gute Gesamtleistung machen für mich den PC-12 NG aus.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag mit dem PC-12 NG bei dir aus?
Hauptsächlich konzentriere ich mich auf Abnahmeflüge nach einem Service oder einer Reparatur.

Wie sieht deine nahe Zukunft aus: Fliegst du weiterhin PC-12 NG oder wechselst du auf einen anderen Flugzeugtypen?
Ich werde weiterhin Flugtests mit dem PC-12 NG absolvieren, bin jedoch nebenbei auch in andere sehr interessante Programme und Testprojekte der FINAF involviert.

Am Anfang sprachen wir über Träume. Welches ist dein Traumflugzeug, mit dem du in Zukunft einmal fliegen möchtest?
Ich denke, du kennst die Antwort bereits – den PC-24 natürlich. Das Konzept ist sehr interessant und beeindruckend und ich bin absolut überzeugt, dass dieses Flugzeug ein grosser Erfolg wird.

Daran glauben auch wir. Vielen Dank, Antti, für deine Zeit und die Einblicke in deine Pilotenkarriere. Alles Gute für die Zukunft und: Träume die grossen Träume und lasse diese Wirklichkeit werden!