«Reales» Fliegen im PC-24 Simulator
Damit ein Pilot den neuen PC-24 Super Versatile Jet fliegen darf, braucht er vorab eine typenspezifische Schulung. Angehende PC-24 Piloten lernen dabei theoretische Grundlagen und wenden diese im Simulator an. So können Sie sicher am Boden in «echter Umgebung» trainieren und die Lizenz erlangen, ohne den PC-24 in Realität fliegen zu müssen. Pilatus Flugzeugwerke AG
Mit der Jet-Ära betritt Pilatus in der Pilotenumschulung ein für das Unternehmen bisher unbekanntes Terrain. Die Klassifizierung des PC-24 als mehrmotoriges Flugzeug stellt hohe Anforderungen an das Pilotentraining. Pilatus ist dafür eine Partnerschaft mit der führenden Aviatik-Trainingsorganisation FlightSafety International (FSI) eingegangen: Während den vergangenen vier Jahren wurden in enger Zusammenarbeit das gesamte PC-24 Training und ein Simulator entwickelt. Die Typenschulung für den PC-24 dauert drei Wochen und wird den Kunden im FSI Trainingszentrum in Dallas, Texas, USA und ab Ende 2019 in Paris, Frankreich angeboten.
Flugsimulator als Kernstück des Trainings
Neben den Theoriemodulen liegt der Trainingsfokus auf dem Erlernen und Automatisieren der Cockpitabläufe mit Hilfe von grafischen Trainingsgeräten sowie einem vollbeweglichen Flugsimulator (Full Flight Level-D Simulator). Der Simulator bietet ein realitätsgetreues Umfeld, wo alle erdenklichen Flugsituationen gefahrlos trainiert werden können. Das Cockpit, alle Bedienelemente sowie alle Systemfunktionen sind vom richtigen Flugzeug nicht zu unterscheiden. Über ein hochauflösendes Sichtsystem wird der Blick aus dem Cockpit verwechselnd echt dargestellt und die detailgetreue Umwelt mit jeder Tageszeit, Topografie und Wetterverhältnissen projiziert. Auch der Abflugort von der globalen Kartendatenbank kann frei gewählt werden, was das Trainieren eines spezifischen An- und Abflugs zum Beispiel auf London City (EGLC) ermöglicht.
Die Funktionen werden von einem Bewegungssystem unterstützt und sind so realitätsnah, dass der Pilot während dem Training keinen Unterschied zum realen Flugzeug wahrnimmt. Während des Kurses absolviert jeder Pilot mindestens 14 Lektionen im Simulator. Der durch die Simulation erreichte Grad an Realitätstreue lässt eine komplette Pilotenschulung ohne Training im Flugzeug zu. Dies wiederum reduziert die Ausbildungskosten massiv.
Die Entstehung des PC-24 Simulators
Zur Entwicklung wurden Designdaten und verschiedene Komponententeile des PC-24 verwendet. Mitarbeitende des Pilatus Engineerings stellten die benötigten Daten aus der Flugzeugentwicklung zur Verfügung, nach welchen der Simulator schlussendlich entwickelt und programmiert wurde. Zentral dafür war die Sammlung und Auswertung von grossen Mengen an Flugtestdaten, die während spezifischen Flügen in der PC-24 Flugtestkampagne gewonnen wurden. Diese Daten bilden das gesamte Einsatzspektrum des Flugzeugs in allen Geschwindigkeiten, Lagen und Höhen ab und wurden für die Simulationssoftware in ein Aerodynamikmodell umgewandelt. Zusammen mit den Systemdaten, die ebenfalls direkt vom Flugzeug sind, steuert und simuliert die Software alle Systeme und Steuerkräfte, die Bewegungsdynamik, sämtliche Flug- und Anzeigesysteme sowie das Sichtsystem.
Der Simulator als solches, bestehend aus einem Bewegungssystem mit sechs elektromechanischen Aktuatoren, der Kanzel mit dem Cockpit und der Instruktorstation sowie den Kontrolleinheiten ist ein modulares System von FSI. Das echte PC-24 Cockpit mit seiner gesamten Avionik, wurde entsprechend integriert und mit der Simulationsfunktion gekoppelt. Nach dem Aufbau fanden verschiedene Tests und Feineinstellungen zusammen mit den Pilatus Piloten statt, bis alle Funktionen dem Flugzeug entsprachen.
Erste Kundenschulungen
Das Pilotentraining und der Simulator wurden vor der Auslieferung des ersten PC-24 termingerecht fertiggestellt und zugelassen. Im Januar 2018 konnten die ersten Piloten des amerikanischen Kunden PlaneSense erfolgreich auf den PC-24 umgeschult werden. Rund hundert Piloten werden bis Ende 2018 den Umschulungskurs absolviert haben, um den PC-24 auf dem ganzen Globus sicher operieren zu können.