Piloten Interview – Wie der Vater so der Sohn
Nicht nur der Nachname teilen sich Stefan und Jan Greub. Vielmehr verbindet sie ihre grosse Leidenschaft fürs Fliegen. Jans Laufbahn begann als Informatik-Lernender bei Pilatus. Heute befliegt er die ganze Welt. Als Jan seinen Vater bei Pilatus besuchen kam, nutzten wir die Gelegenheit und konnten den beiden ein paar spannende Fragen stellen. Pilatus Flugzeugwerke AG
Jan, hast du schon immer davon geträumt, Linienpilot zu werden?
Die Traumvorstellung, mein Geld im Cockpit zu verdienen, war schon immer da. Zuerst wollte ich Militärpilot werden, das hat leider nicht geklappt. Also bestritt ich den Weg zum Linienpiloten. So ging mein Traum in Erfüllung. Du hast bei Pilatus deine Informatik Lehre gemacht.
Wie hast du den Sprung zum Piloten geschafft?
Nach dem Lehrabschluss bei Pilatus habe ich meinen Militärdienst absolviert und mich anschliessend bei der SWISS für das sechsstufige Selektionsverfahren angemeldet. Dieses konnte ich erfolgreich abschliessen und kurz darauf die zweijährige Ausbildung zum Linienpiloten beginnen. Die Ausbildung bestand aus Theorieinstruktion, Simulator- und praktischer Flugausbildung. Nach meinem Abschluss hatte die SWISS keinen Bedarf für neue Piloten. Stattdessen hat sich die Möglichkeit ergeben, bei Edelweiss Air anzufangen. Seitdem fliege ich auf dem Airbus A320 und A340 für Edelweiss.
Siehst du deinen Vater als Vorbild? Inwiefern hat er dich beeinflusst?
Ja, er ist definitiv mein Vorbild! Mein Vater hat mich auf dem Weg zu meinem Traumberuf immer unterstützt. Sei es als Fluglehrer während der Privat Piloten Lizenz Ausbildung, in der Motorfluggruppe Pilatus oder bei meinem Einstieg in die Berufsfliegerei.
Wie unterscheidet sich das Fliegen in einem Airbus von einem PC-24 oder PC-12?
Jan: Leider habe ich praktisch keine Erfahrung mit den Pilatus Flugzeugen. Da aber der Airbus eine «fly-by wire» Flugsteuerung besitzt, ergeben sich da sicher Unterschiede.
Stefan: Bei der Airline Operation geht es darum, möglichst sicher, effizient und pünktlich die Passagiere von A nach B zu bringen. Als Werkpilot testen wir hauptsächlich die Maschinen bevor sie zertifiziert oder ausgeliefert werden. Zudem gehören Auslieferungs-, Trainings- oder Firmenflüge zu unserem Aufgabenbereich. Meistens sind wir alleine unterwegs und müssen uns vor Ort um Flugpläne, Treibstoff oder andere administrative Dinge selber kümmern. Daraus resultiert ein breites und sehr abwechslungsreiches Anforderungsprofil. Die fliegerischen Prinzipien und aerodynamischen Grundsätze bleiben jedoch die gleichen. Die verschiedenen Einsatzprofile verlangen vom Piloten bei Pilatus die unterschiedlichsten Fähigkeiten. So sind wir vielfach auf Sichtflug, in anspruchsvollem Gelände und bei schlechtem Wetter unterwegs, während bei Edelweiss auch bei schönstem Wetter im Instrumentenflug geflogen wird. Die sogenannten «Fying Skills» und das Gespür für das Flugzeug haben bei Pilatus eine noch grössere Bedeutung. Welches Pilatus Flugzeug fasziniert euch am meisten?
Jan: Da ich bereits selbst einige Stunden auf den Jets absolviert habe, kann ich mich am besten mit dem PC-24 identifizieren. Seine Flugleistung und Vielseitigkeit ist erstaunlich. Das gleiche gilt auch für den PC-12. Mich fasziniert, dass Pilatus immer wieder versucht in Nischen vorzustossen – sei dies zivil oder militärisch – in welche die Konkurrenz nicht wagt vorzudringen.
Stefan: Mein Lieblingsflieger steht leider seit einiger Zeit beim Fadenbrücke-Kreisel in Buochs auf einem Sockel. Der PC-9 ist mit seinen Flugeigenschaften und seinem Gewicht-Leistungs-Verhältnis, verglichen mit einem Auto, wie ein Rennwagen. Flugspass pur ohne viel digitalen Schnick-Schnack.
Stefan, du bist Testpilot bei Pilatus, welches der Pilatus Flugzeuge prüfst du am liebsten?
Definitiv den PC-24! Seit Beginn bin ich im Projekt involviert und vom Super Versatile Jet fasziniert. Jedoch müsste man eher fragen welche Art Tests ich am liebsten mache. Da liegt ganz klar «handling qualities» vorne. Wie der Name schon sagt, geht es dabei vor allem um die Beeinflussung und Erprobung der Flugeigenschaften, respektive um die Flugcharakteristik eines Flugzeugs.
Was war euer eindrücklichstes Flugerlebnis?
Jan: Während meiner bisher elfjährigen Karriere, hatte ich schon viele tolle Erlebnisse. Es ist schwierig, eines herauszupicken. Jedoch werde ich nie vergessen, als wir einen A320 in die Edelweiss Flotte aufnahmen. Ich war Teil eines Testfluges, bei welchem unter anderem Schutzmechanismen der Flugsteuerung (Envelope Protections) überprüft wurden. Um diese zu testen, haben wir das Flugzeug in Fluglagen gebracht, die eindeutig nicht für den Passagiertransport geeignet sind. Es war wirklich beeindruckend, welche Manöver mit einem solch grossen Flugzeug möglich sind.
Gibt es weitere Pilotenjobs, die dich interessieren?
Stefan: Ich durfte über die Jahre eine grosse Bandbreite von Flugzeugen und Operationen fliegen und kennenlernen. Die Business Aviation war mir bisher nicht so geläufig. Pilatus hat mir nun temporär die Gelegenheit gegeben, für einen PC-24 Kunden zu fliegen und unsere Produkte an der Front im Einsatz zu erleben. Die gewonnen Erkenntnisse werden Pilatus helfen, die Flugzeuge stetig zu verbessern oder sie bei einem neuen Projekt direkt einfliessen zu lassen.
Wie gestaltet ihr eure Freizeit? Bleibt auch Zeit für Familie und Freunde?
Stefan: Mich zieht es in der Freizeit weniger in die Lüfte. Da hat es mir eher das Element Wasser angetan. Ich bin gerne mit dem Boot auf dem See. Vor kurzem habe ich auch das Segeln auf dem Meer entdeckt. Ansonsten bin ich seit der Jugend ein begeisterter Schütze. Im Winter trifft man mich auf der Skipiste oder beim Après-Ski an. Früher hatten wir bei Pilatus mehr Zeit für Familie und Freunde, da man nur wenige Einsätze an Wochenenden oder Feiertagen zu leisten hatte. Inzwischen müssen wir 365 Tage im Jahr verfügbar sein. Dies ist nicht immer einfach und führt dazu, dass man ab und zu an privaten Anlässen fehlt. Jedoch kennen unsere Familie und Freunde nichts anderes und zeigen Verständnis.
Jan: Ich habe während der Pandemie die Fluglehrerausbildung absolviert und bin nun in meiner Freizeit oft auf dem Flugplatz Kägiswil als Fluglehrer anzutreffen. Wenn es unsere Terminkalender zulassen, haben mein Vater und ich auch schon kleinere Flugreisen nach Kroatien oder Südfrankreich unternommen. Bei längeren Aufenthalten während einer Langstrecken-Rotation unternehme ich gerne etwas mit den anderen Crew-Mitgliedern, dazu gehören Roadtrips in Costa Rica oder «Winetastings» in Kapstadt. Meine Familie war sich unregelmässige Arbeitszeiten bereits von meinem Vater gewöhnt. Klar ist es schade, wenn man Geburtstage und andere Feiertage verpasst, aber das gehört zum Pilotenberuf dazu!
Jan, könntest du dir vorstellen eines Tages zu Pilatus zurückzukehren?
Da ich davon ausgehe, dass auch Arbeitskollegen bei Edelweiss die Pilatus Post lesen, muss ich etwas diplomatisch antworten. Ich stehe noch am Anfang meiner beruflichen Pilotenkarriere und die Arbeit bei Edelweiss gefällt mir nach wie vor sehr gut. Aber wer weiss, was die Zukunft noch bringt. Wenn sich irgendwann eine Möglichkeit ergäbe, würde ich es nicht ausschliessen!