Pilot’s Interview – Pilot des PC-24 und der Catalina
Der PC-24 Testpilot Paul Mulcahy ist seit 2014 bei Pilatus im Einsatz, mittlerweile als Freelance Pilot und Instruktor. Während seiner Karriere kam er mit unzähligen Flugzeugen in Kontakt, die sich in ihrer Art kaum mehr unterscheiden könnten. Pilatus Flugzeugwerke AG
Paul, wie kam es, dass du PC-24 Testpilot bei Pilatus wurdest?
Ein Kollege von mir in Grossbritannien stand mit Pilatus in Kontakt und informierte mich, dass ein Testpilot mit Erfahrung auf Twin-Jet-Geschäftsflugzeugen gesucht wird. Zu diesem Zeitpunkt war ich bei der Luftfahrtbehörde UK CAA – der englischen Version des BAZL, Bundesamt für Zivilluftfahrt in der Schweiz – beschäftigt und regelmässig mit diversen Twin-Jet-Flugzeugen konfrontiert. Ich verfügte somit über die entsprechende Erfahrung und wurde Ende 2013 zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Meine Arbeit bei Pilatus startete ich im Frühjahr 2014 und habe seitdem jeden Tag genossen!
Was hast du aus deinen Erfahrungen auf dem PC-12 und PC-24 gelernt?
Die meisten Testpiloten sind an der Entwicklung bestehender Designs beteiligt. Nur sehr wenige Testpiloten erhalten die Gelegenheit, ein neues Design vom Erstentwurf bis zum Jungfernflug zu begleiten. Entsprechend waren die gemachten Erfahrungen sehr vielfältig. Ich könnte einen ganzen Artikel dazu verfassen, um sie alle zu beschreiben! Als Wichtigstes erscheint mir, dass das gesamte Pilatus Team eine Menge gelernt hat und diese neu gewonnenen Erfahrungen zukünftig nutzen kann, um neue Designs zu entwickeln und eine führende Rolle in der Aviatik sicherstellen kann.
Wie wurdest du das erste Mal auf die Catalina aufmerksam?
Es war im späten Frühjahr 2004. Ich sass in meinem Büro in der Nähe von London Gatwick, als mein Chef auftauchte und mit einem Lächeln sagte: «Sie sind unser zuständiger Pilot für Wasserflugzeuge, richtig?» Ich schaute auf und stimmte ihm zu. Als er weiter fragte, «und Sie mögen alte Damen, korrekt?» – war ich doch ziemlich irritiert! Er legte mir eine grosse Akte auf den Tisch und fügte an: «Versuchen Sie es mit dieser. Sie ist ein 61-jähriges Wasserflugzeug und wird eine interessante Herausforderung sein». Mit diesen Worten verliess er mein Büro. Ich öffnete die Akte und stellte fest, dass es tatsächlich ein Wasserflugzeug war, eine PBY5A Catalina mit dem Jahrgang 1943.
Wie lassen sich die Flugeigenschaften zwischen dem PC-24 und der Catalina vergleichen?
Die beiden Flugzeuge sind kaum vergleichbar. Ausser, dass beide SUVs sind und gerne «off Road» gehen. Die Catalina bewegt sich auf dem Wasser und der PC-24 auf Naturpisten. Auf diese Weise sind sie ähnlich, aber in der Handhabung sehr unterschiedlich. Bei der Cat ist die Kontrolle und Richtungsstabilität sehr begrenzt. Aber das ist bei den älteren Flugzeugtypen üblich. Im Vergleich dazu ist der PC-24 eine «Schmusekatze», hervorragend konstruiert mit ausgezeichneten Flugeigenschaften. Die meisten modernen Flugzeuge weisen ein simples und unkompliziertes Handling auf, aber der PC-24 ist eine Klasse für sich.
Siehst du Ähnlichkeiten zwischen den Pilatus Flugzeugen und jenen die du in der Vergangenheit, abgesehen der Cat, geflogen bist?
Es gibt viele Ähnlichkeiten. Für den PC-24 waren diese Erfahrungen sehr nützlich, vor allem um die Sicherheit bezüglich Erstflug noch weiter zu erhöhen. Ich bin dem PC-12 ähnliche Turboprops geflogen, aber keiner war so leistungsfähig wie der PC-12 und ich erkannte schnell das volle Potenzial dieses äusserst vielseitigen Turboprops im Vergleich zur Konkurrenz.
Wenn du unserem Flugzeug ein paar nützliche Funktionen hinzufügen könntest, ohne auf die Kosten oder das Gewicht zu achten. Was wäre es?
Ein PC-24 auf (einziehbaren) Schwimmern wäre ein Traum! Allerdings ist das Gewicht immer ein Thema und ich denke schon seit einiger Zeit, dass wir im «Heck»- Bereich möglicherweise deutlich Gewicht einsparen könnten, indem wir teure, schwere mechanische Teile entfernen und durch ein elektronisches «Command-by-Wire » Servo-aktuatorgesteuertes System ersetzen. Dies wäre ein «erster Schritt» in Richtung Fly-by-Wire, ohne dass eine vollständige Neugestaltung des Steuerkreislaufs erforderlich wäre. Die Gewichtseinsparung wäre signifikant. Der «Rudder Travel Limiter» könnte zum Beispiel auf «Software» geändert werden. Es gibt viele andere Verbesserungen, die ich erwähnen könnte, aber im Allgemeinen sind unsere Pilatus-Produkte wirklich ausgezeichnet, aber kleine Verbesserungen sind immer möglich und sollten immer in Erwägung gezogen werden.
Erzählst du uns von deinen Erfahrungen mit der Catalina?
Anfang 2005 war sie noch in den Farben ihrer früheren Rolle als kanadischer Wasserbomber gekleidet. Dies änderte sich jedoch im Frühjahr 2005, als sie in makellosem Weiss erschien, sowohl als Tribut an ihre frühere Kriegsrolle als auch als praktisches Farbschema für die neue Rolle. Ich verfolgte ihre Entwicklung mit Interesse von meinem Schreibtisch beim UK CAA aus. Kurze Zeit später wurde ich eingeladen, der Gruppe beizutreten und liess mich entsprechend umschulen. Ich konnte über 224 Flugstunden sammeln. Während den ersten zwei Jahren beschränkten sich ihre Einsätze auf die «harten Oberflächen» einschliesslich Graspisten. Im Jahr 2006 wurden wir zum Wasserflugzeug-Event in Biscarrosse eingeladen. Wir machten uns auf den Weg nach Frankreich zum Lac de Biscarrosse. Die Veranstaltung ist ein 3-tägiges Wasserflugzeug-Bonanza. Im Laufe der Zeit wurde meine Faszination für solche Wassershows zu einer grossen Leidenschaft.
Was gefällt dir am besten am PC-24?
Fast alles! Der vielleicht herausragendste Aspekt des Flugzeugs ist jedoch seine Fähigkeit, fast jede Start- und Landebahnoberfläche nutzen zu können – abgesehen von Wasser. Dank dem hervorragenden Design und den ausgeklügelten Details kommt der PC-24 mit fast jeder Oberfläche zurecht. Wir haben den Super Versatile Jet auf unbefestigte Pisten, Schotter, Gras und Sand getestet. Er kommt mit diesen Untergründen auch bei nassen Bedingungen sehr gut zurecht.
Paul, vielen Dank für deine Einblicke. Wir wünschen dir weiterhin viele spannende Flüge.