Locher Airfield – Der etwas andere Flugplatz
Wer sich für die aussergewöhnlichsten Flugplätze der Welt interessiert, wird schnell auf einen kleinen, einzigartigen Flugplatz im Südtirol stossen. Der Besitzer Gebhard Locher ist ein Freund der kurzen Wege. So kam es, dass sich sein eigener Flugplatz heute direkt hinter seinem Haus und dem Firmensitz befindet. Pilatus Flugzeugwerke AG
Im Sarntal, der flächenmässig grössten Gemeinde des Südtirols, staut sich manchmal der Strassenverkehr. Nicht etwa aufgrund einer Verkehrsüberlastung, sondern weil Touristen erstaunt Gebhard Locher beim Starten oder Landen seines PC-12 zusehen. Der Flugplatz liegt auf 795 Meter über Meer und die abfallende Landebahn misst 437 Meter in der Länge.
In die Natur eingebettet
Erbaut wurde die Flugpiste zusammen mit dem neuen Firmengebäude von Gebhard’s Firma im Jahr 2005. Da zum Zeitpunkt des Gebäudebaus die Maschinen und Spezialisten sowieso vor Ort waren, entschied sich Gebhard, die Piste sowie einen ersten Hangar gleich mitzubauen. An der Stelle, wo sich jetzt die Piste und das Firmengebäude befinden, waren zuvor nur ein Hang und etwas Wald.
Der Rollweg misst etwas mehr als fünf Meter und führt vom tiefer gelegenen Hangar 1 hoch zur Piste. Das Dach des Hangars 1 dient durch seine ausgeklügelte, vertiefte Bauweise zusätzlich als Abstellfläche. Für das Tanken der Flugzeuge steht eine mobile Tankmöglichkeit zur Verfügung. Nach der problemlosen Zulassung des Flugplatzes durch die italienischen Behörden hat Gebhard mit verschiedenen kleinen Flugzeugtypen in unzähligen Starts und Landungen Erfahrung auf der Flugpiste gesammelt.
Das beste Pferd im Stall
Mit steigender Erfahrung, Flugzeuggrösse und Reisedistanzen wurden auch die Ausflüge mit Freunden immer häufiger, sodass Gebhard begann, mit einem PC-12 zu liebäugeln. Auf dem rund 17 Kilometer entfernten Flugplatz Bozen studierte er die Handbücher des PC-12 und verglich die theoretischen und praktischen Distanzen beim Starten und Landen. Ihm fiel auf, dass in der Realität meist viel kürzere Start- und Landestrecken realisiert werden konnten als theoretisch errechnet wurde. Zudem erreichte er mit dem PC-12 letztendlich kürzere Start- und Landestrecken als mit anderen, bereits vom Locher Airfield geflogenen Flugzeugtypen.
So entschied er sich im Jahr 2016 dazu, einen PC-12 zu kaufen. Zuerst flog er unzählige An- und Abflüge auf diversen Pisten, gefolgt von der ersten Landung auf seinem Flugplatz. Im Anflug musste man damals noch drei Hochspannungsleitungen überfliegen – kein einfaches Manöver. Gebhard nennt seinen PC-12 inzwischen sein «bestes Pferd im Stall». «Der Komfort, die Performance sowie die Wirtschaftlichkeit sind konkurrenzlos» führt er aus.
Sicherheit geht vor
Gebhard lässt jeweils die höchst mögliche Vorsicht bei der Planung aller seiner Vorhaben walten, beruflich wie auch in der Luft. Die wenigen Anwohner mögen den Flugplatz. Auf dem Locher Airfield dürfen nur Piloten landen, die er persönlich kennt. So stellt er sicher, dass nur mit den benötigten fliegerischen Fähigkeiten auf seinem Flugplatz gelandet wird.
Als gelernter Schlosser führt Gebhard heute sein eigenes Unternehmen. «Beruflich war ich einfach öfters zur richtigen Zeit am richtigen Ort», sagt er. Mit dem Flugplatz direkt neben dem Firmengebäude geniesst er das Leben und die Kurztrips, welche er nach Feierabend oder am Wochenende mit seinem PC-12 unternimmt – am liebsten innerhalb von Europa, meistens nach Spanien, Griechenland, Kroatien oder in den Süden Italiens.