Eine Weltumrundung mit dem PC-12
Nach mehr als einem Jahrhundert Motorfliegerei gibt es in der Luftfahrt nur noch ganz wenige Rekorde zu Brechen. Pilot Jack Long und seinen Co-Captains gelang dies am 26. Januar 2017. Sie schrieben Aviatikgeschichte, in dem sie mit Jacks PC-12 die Vorgaben für die erste Weltumrundung über den Nord- und Südpol erfüllten und so in die Rekordbücher eingingen. Pilatus Business Aircraft Ltd
Die Fédération Aéronautique Internationale (FAI) ist der internationale Luftsportverband. Die nichtstaatliche Organisation wurde 1905 gegründet und hat heute ihren Sitz in Lausanne, Schweiz. Sie organisiert und koordiniert weltweit Aktivitäten in der Luft- und Raumfahrt. Zudem kontrolliert und vergibt sie Rekorde. Dazu gehört auch das sogenannte «Weltumrundungsdiplom», welches Leistungen von Piloten bei Flügen um den Globus anerkennt.
Jack Long stellt sich immer wieder gerne vor grosse Herausforderungen. Er fand heraus, dass tatsächlich noch niemand eine Weltumrundung über die beiden Pole absolvierte. Mit den herausfordernden Regeln der FAI und der notwendigen, sehr komplizierten Planung erstaunt es nicht, dass noch niemand dieses Unterfangen erfolgreich abschliessen konnte.
Hohe Anforderungen
- Die FAI definiert eine Weltumrundung über die beiden Pole wie folgt:
- Der Kurs muss mindestens 34 000 Kilometer lang sein
- Der Flug muss die beiden Kontrollpunkte bei 75 Grad nördlicher Breite und 75 Grad südlicher Breite passieren
- Der Übergangspunkt des Äquators von Norden nach Süden muss 90 bis 180 Längengrade vom Übergangspunkt von Süden nach Norden entfernt sein
- Die Umrundungen müssen innerhalb 365 Tagen im selben Flugzeug absolviert werden
Seriöse Planung
Jack und seine Crew wollten für den Polarflug den PC-12 mit der Registration N575PC genauso nutzen, wie er 2004 vom Werk ausgeliefert wurde und keine Modifikationen am Flugzeug vornehmen: keine zusätzlichen Tanks und keine technischen Anpassungen. Die Gründe dafür waren einerseits, dass so das Flugzeug ganz normal geflogen werden konnte, ohne Risiko von zusätzlichen, nicht zertifizierten Systemen, welche Probleme hätten verursachen können. Andererseits wollte Jack als Pilatus Enthusiast zeigen, wie leistungsfähig der PC-12 in der Standardausführung tatsächlich ist.
Nachdem Jack realisierte, dass solch ein Unterfangen nur im Team umsetzbar ist, bildete er eine kleine Expertengruppe: Josh Marvil, Giuseppe Caltabiano und Jerry Seckler sicherten Jack ihre volle Unterstützung zu. Zusammengezählt fliegen die vier Piloten schon über 100 Jahre. Natürlich war auch die Unterstützung ihrer Partnerinnen von enormer Wichtigkeit.
Um die Vorgaben der FAI für den Polarflug zu erfüllen – vor allem die Kontrollpunkte auf 75°N und 75°S – war es sinnvoll, den Trip in zwei Abschnitte zu teilen. Die nördliche Umrundung sollte während des arktischen Sommers und der südliche Teil während des antarktischen Sommers absolviert werden. Reisen in arktische und antarktische Regionen sind schon bei gutem Wetter schwierig. Mitten im jeweiligen Winter ist es fast unmöglich.
Die Weltumrundung
Nach mehr als einem Jahr Planung absolvierten Jack und seine Crew den nördlichen Teil der Route zuerst. Gestartet sind sie in Jackson Hole, Wyoming, USA, am 11. August 2016 und angekommen in Austin, Texas, USA am 29. August 2016. Sie überquerten dazu den Atlantik bis Newcastle, England und überflogen den nördlichen 75. Breitengrad auf dem Rückflug direkt über Grönland.
Die südliche Umrundung starteten Jack und sein Team in Austin, am 2. Januar 2017. Auch dieses Mal überquerten sie den Atlantik, allerdings via Azoren und die Kapverdischen Inseln nach Ghana. Von der Hauptstadt Ghanas, Accra, flog der PC-12 einen Rundkurs, um die östliche Überquerung des Äquators zu absolvieren, damit genügend Längengrade zwischen zwei Äquatorialüberquerungen lagen. Anschliessend flogen sie zurück nach Westen über den Atlantik und Richtung Süden via Brasilien, Argentinien und Chile bis zur King George Island. Jacks Flugzeug war der erste PC-12 überhaupt, der in der Antarktis landete. Von hier aus absolvierten sie die längste Dauer eines einzigen Fluges: Am 17. Januar 2017 flogen sie acht Stunden und 30 Minuten, um den Kontrollpunkt beim südlichen 75. Breitengrad zu erreichen und nonstop wieder zurück nach King George Island zu gelangen.
Der Flug über den südlichsten Punkt der Reise bringt Jack zum Schwärmen: «Es ist unmöglich zu beschreiben, wie toll diese Landschaft aussieht – wie von einer anderen Welt. Die Fotos können nicht vermitteln, wie wir uns über diesem Ort gefühlt haben, der so anders war, als alles, was wir bisher gesehen und erlebt hatten: Absolut keine Anzeichen von menschlichem Leben soweit das Auge reicht. Wenn der Mars schneeweiss anstatt rot wäre, dann denke ich, würde er sehr ähnlich aussehen wie diese Region.»
Vorgaben erfüllt
Die restliche Strecke bis nach Hause führte über Argentinien, Chile, Peru und Costa Rica, wo die Crew diverse Stopps einlegte, um Land, Kultur und Leute kennenzulernen. Am 25. Januar 2017 landete der PC-12 nach 23 Tagen wieder in Austin. Die Reise war jedoch erst offiziell zu Ende, als Jack Long am nächsten Tag beim Startpunkt in Jackson Hole landete. Erst da hatten Jack und die Crew die Vorgaben erfüllt, um das Diplom für die erste polare Weltumrundung zu erhalten.
Wir von Pilatus gratulieren Jack und dem ganzen Team! Eure Passion und die Abenteuerlust sind ganz klar «Pilatus Class».